DWDL kritisiert Play Vanilla

Branchenmagazin DWDL zur Frauen-Game-Zeitschrift Play Vanilla: Die Themen sind teilweise hart an der Schmerzgrenze: Abnehmen mit Nintendos neuer Spielkonsole Wii? Welches Möbelstück passt zur Playstation 3? Das kann nicht ernst gemeint sein. Und so musss man festhalten: Die ehrenhafte Absicht sich dem Spielemarkt von einer neuen, frischen Seite zu nähern ist mit ‚Play Vanilla‘ in den Sand gesetzt geworden. Die zwanghafte Abgrenzung zur bekannten Berichterstattung über PC- und Videospiele drängt ‚Play Vanilla‘ und seine Leserinnen so unnötig in eine Ecke, in der die interessierte Spielerin noch viel schlechter aufgehoben ist als bei den bestehenden Magazinen. Vielleicht sollte man nicht nach Geschlecht sondern Interesse unterscheiden: Ein Casual Gaming-Magazin für Frau UND Mann wäre das intelligentere Konzept gewesen. Kann ich eigentlich nur zustimmen. Ich behaupte, der Unterschied ist doch, wie die Themen besetzt sind. Themen wie Nähen oder ‚Schnittmusterbögen‘ (Zitat Uwe) sind z.B. weiblich besetzt. Das heißt jetzt nicht, dass grundsätzlich nur Frauen nähen und Männer immer einen großen Bogen darum machen. Das heißt nur, dass wir Sachen wie Nähen, Mode oder Backen weiblich attribuieren. Deswegen klappen ja z.B. auch Zeitschriften zum Backen nicht, die nach maskulien Kriterien aufgezogen werden: Weder Männer noch Frauen fühlen sich von ihnen angesprochen. Man(n) erwartet bei sowas ein weibliches Layout. Das widerspricht ja nicht, dass Männer sich z.B. nicht trotzdem eine weibliche Fashion-Zeitschrift kaufen, wenn sie daran interessiert sind (eher sogar das Gegenteil dürfte der Fall sein: Wenn ich mir als Mann eine ‚Kochzeitschrift für Männer‘ kaufe habe ich mich schon als Trottel geoutet – ich kann mir gut vorstellen, dass das bei Frauen ähnlich ist und die -wenn sie schon ein Gamemagazin kaufen- lieber gleich zu den richtigen Kalibern greifen, um keinem Verweichlichungs-Klischee unter die Arme zu greifen). Pro-Gaming wie 3D Shooter sind männlich besetzt – deshalb sind alle Pro-Gamer-Mags wie z.B. die PC Action maskulin aufgezogen – und werden von weiblichen Pro-Gamern genauso gelesen, weil sie die maskulinen Attribute ohnehin übernehmen. Die Wii z.B. ist als Familien- und ‚Hip‘-Konsole konzipiert, die Zeitschrift braucht dann ebenfalls ein entsprechendes Outfit usw. Wirklich weibliche Spiele gibt es doch nur in ganz wenigen Randbereichen (Singles?) und viele andere sprechen sowohl Männer als auch Frauen an (The Sims, Gehirntraining, WiiSports oder Nintendogs z.B.). Deswegen klappt ein reines Frauenmagazin meiner Meinung nach einfach nicht – ist find ich totaler Blödsinn und ich weiß echt nicht, wer sich den Schrott bei Computec ausgedacht hat. Es fehlen einfach die durch Produktmenge notwendige Attribuierung und Nintendo z.B. wird einen Teufel tun, sowas wie die Wii als ‚Frauenkonsole‘ zu platzieren. Der Autor fordert ein Casual Gamer Magazin – also eines für Gelegenheitsspieler. Und da stimmt ich ihm durchaus zu. Gelegenheitsspiele sind nicht geschlechtlich attribuiert: Mohrhuhn wird sowohl von Frauen als auch Männern gespielt, Wii derzeit ganz genauso. Wieso bedient man nicht diese neutralen Gruppen, die bereits auf dem Markt sind? Warum jetzt hier unbedingt versuchen, neue Ettiketierungen auf den Markt zu pressen? So eine Markterziehung kostet Unmengen, die kann ein Magazin nie alleine schultern – dafür bräuchten sie die volle Unterstützung der Hardware- und Spielebranche und ich bezweilfe derzeit noch, dass sie das haben. Wie gesagt: Die paar Games, die derzeit rein auf die Weiblichkeit aus sind, sind ja mickrig und füllen nie und nimmer auf Dauer eine Zeitschrift. Funktioniert IMHO genauso wenig wie Autozeitschriften nur für Frauen. My 2 cents.

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