TRIGGER.tv

Ich hätte garnicht gedacht, dass mir am Ende das Konzept von TRIGGER.tv wirklich zusagen würde. Ich hatte ursprünglich damit gerechnet, einen reißerischen oder billigen Crime-Sender zu sehen – herausgekommen ist dann aber ein durchaus spannendes Format, bei dem es mehr um eine Aufarbeitung des Themas „Kriminalität“ an sich geht als um das nächste Mordopfer. Darauf aufmerksam geworden bin ich übrigens durch den von mir geschätzten Udo Vetter von lawblog, der gleichzeitig auch eine Art Beratungs-Sendung bei TRIGGER übernimmt.

TRIGGER selbst gehört zur Youtube-Originals-Initiative. Hier stellt Google insgesamt 100 Millionen Dollar für Betreiber von Youtube-Kanälen zur Verfügung. TRIGGER fristet dabei leider noch ein wenig ein Schattendasein – richtig viele Aufrufe erhält das von UFA/Fremantle produzierte Konzept noch nicht. Dabei gefallen mir die Formate eigentlich – sie sind allesamt irgendwo unique und trotz oder gerade wegen geringer Mittel sehr kreativ.

So werden z.B. in VETTER’S LAW in regelmäßigen Abständen ein strafrechtlich spannendes Thema aus Rechtsanwalts-Sicht behandelt oder  im TRIGGER CRIME REPORT aktuelle Themen beleuchtet und Experten befragt. Das alles ist erfreulich unaufgeregt und sachlich – fast schon richtiges Bildungsfernsehen.

Meine Favoriten sind aber zum einen die TRUE CRIME STORIES, in denen Häftlinge schlicht und ergreifend ihre Geschichte erzählen (ob sie auch wirklich „wahr“ sind, lasse ich aber jetzt erst mal dahingestellt). Auch hier wird auf unnötigen Pathos vollständig verzichtet – das Zuhören ist durchaus angenehm und interessant. Quasi wie ein Video-Podcast. Aktuell gibt es z.B. ein spannendes Gespräch mit dem Ex-Zuhälter Andreas Marquardt.

Mein anderer Favorit sind die TRIGGER SERIAL KILLERS. Dabei wird jede Folge ein anderer Serienmörder besprochen. Der Stil ist hier zwar etwas boulevardesker, dafür ist die Narration aber auch wirklich gelungen – sowohl Text als auch Sprecher bauen in der Kürze der Sendezeit eine spannende Dramaturgie auf. Das ganze wird dann untermalt mit einem Motion Design von Matthias Seifert, so dass jede Geschichte eine Art Visual-Novel-Look kriegt, den ich wirklich mag.

Auch wenn die Klickzahlen wie erwähnt noch ausbaufähig sind, hoffe ich mal, dass TRIGGER damit noch weitere Fans gewinnen kann. Die Sendungen sind fernsehgerecht produziert, entbehren aber nicht dem für die Internetgemeinde unerlässlichen Charme eines informativen Videopodcasts und sind damit wirklich erfrischend. Da könnten sich einige klassische Broadcaster mal eine Scheibe von abschneiden.

Mehr über TRIGGER.tv gibt’s hier.

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