Er ist wieder da

Einen ersten Eindruck zur Verfilmung von „Er ist Wieder Da“ hatte ich ja bereits hier geäußert – und irgendwie will ich dazu auch gar nicht so viel mehr sagen: Das ganze will irgendeine Mischung aus Borat und Der große Diktator sein, hat aber leider nicht mal im Ansatz die Brillanz, durch Satire die Banalität und/oder Gefahren von Faschismus aufzudecken sondern erschöpft sich in dokumentarischen Reziprokeffekten und dem (immerhin teilweise) gelungenen Versuch einer medialen Metaebene, die sich mit dem kompletten Phänomen des Buches und der Beschäftigung der Filmemachers damit auseinandersetzt, das aber nur in einer unreliable Narration mit in sich verschränkter Paradoxie auflösen kann.

Das ganze funktioniert am Ende eigentlich nur noch als recht leerer Kommentar in Form eines „Extras“ zum Buch. Das verfolgt zwar nicht weniger kommerzielle Absichten durch Grenzüberschreitung, hebt die Satire-Ader aber deutlich konsequenter heraus – allein schon deswegen, weil Hitler die Erzählperson des Buches ist. Im Film hingegen ist die Erzählperson letztlich der Regisseur selbst. Als der dann auch noch das Mysterium um das Erscheinen Hitlers mittels „In-Your-Face“-Banalität aufzulösen versucht und das erkennt, was jedem Leser und Zuschauer von Anfang an klar ist, nämlich die Parabelfunktion des Werkes auf den Faschimsus in uns allen, wird der Film fast schon erhobener-Zeigerfinger-artig und erzeugte bei mir nur lachendes Kopfschütteln.

Macht seine Rolle im Film mal gut (Buchszenen des Films), mal weniger gut (Dokumentarszenen des Films): Oliver Masucci
Macht seine Rolle im Film mal gut (Buchszenen des Films), mal weniger gut (Dokumentarszenen des Films): Oliver Masucci

Da ich unreliable Narration und Appendixe zu Medien ja mag, weil sie an und für sich universumserweiternd und damit crossmedial sind, hatte ich trotzdem meinen Spaß am Film. Gut macht es ihn deswegen nicht, dafür sind alle Beteiligten viel zu brachial am Werk. Es fehlt Feingefühl, Feinschliff, eine spitze Zunge und eben das gewisse Händchen für Satire, die das Publikum die Torte nicht ins Gesicht drücken muss, um sie zum Lachen, Entsetzen oder gar Nachdenken anzuregen.

Netter Versuch, weil man bewusst versucht hat, das Buch neu zu interpretieren und mittels Dokumentarfunktion in eine Aktionskunst umzuwandeln. Leider gescheitert. Hätten besser mal Sonneborn dafür engagiert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert