Erlebnisorte im Museum II: Schausteller-Ausstellung (München)

Im Münchner Stadtmuseum gibt es im dritten Stock eine häufig übersehene Ausstellung der besonderen Art. Danke an Clemens an dieser Stelle für den Tipp.

Wenn es etwas gibt, dass ich schon als Kind unheimlich fand und immer noch finde, dann sind es zweifelsohne die Puppen der frühen 20er, 30er und 40er Jahre. Die Vorstellung von „Kinderunterhaltung“ war damals zweifelsohne noch anders wie heute und Harlekins, Kasperle und Clowns bleiben in meiner Grusel-Skala weiterhin ungeschlagen in den Top 10. Dazu gesellt sich ein gewisser Grusel vor den alten Jahrmärkten und „Carnivals“ aus der gleichen Zeit, die ja als Austragungsort vieler solcher Puppenspiele dienten. Ich kann mich noch gut an letzte Ausläufer dieser Grusel-Ära während meiner Kindheit erinnern. Freakshows, Grusel-Kabinette, Belustigungsschauen, fahrende Völker mit allerlei Skurilitäten. Faszinierend und unheimlich zugleich.

Dass ich das nicht ganz alleine so sehe  zeigt die einzige Familie, die mit mir an diesem Tag den dritten Stock dieses Museums besucht. Als eine amerikanische Schülerin sich einer der ausgestellten Harlekins nähert und sich dieser schlagartig zu bewegen beginnt, rennt sie schreiend zurück zum Ausgang – nur um einige Minuten später neugierig mit einer Freundin und dem Satz „This whole place is weird!“ wieder heranzuschleichen. True!

Tatsächlich gefällt mir persönlich das Münchner Stadtmuseum von den Museen in München mit dem dort praktizierten Konzept ausgezeichnet. Die Räume sind gut genutzt und bauen eine tolle Dramaturgie auf – das gilt nicht nur für den ominösen dritten Stock der Schaustellerei. Überall gibt es Wunderlichkeiten zu entdecken und auch selbst auszuprobieren. Dabei verzichtet das Museum bei einigen Exponaten sogar vollständig auf Texttafeln. Das Erlebnis steht erst mal im Vordergrund, die Hintergrundinformation dazu eben im Hintergrund.

Ich finde, das Konzept geht sehr gut auf. Die Familien, die ich traf, waren involviert und interessiert. Sicher, die Schaustellerei lässt sich vielleicht auch etwas leichter in Szene setzen. Trotzdem (und das merkt man auch bei den anderen Ausstellungen des Museums) arbeitet man beim Erstellen der Räume neben guter Beleuchtung und Besucherführung auch auf Dramaturgie, Überraschung und Vielseitigkeit. Die Wegführung ist, bis auf einige Passagen im Bereich „Typisch München“, recht gelungen. Seit langem hatte ich bei diesem Museum wieder einmal das Gefühl, auf Entdeckungsreise zu gehen.

Nun, etwas Lust auf „weird“ Stuff? Ich habe wie immer ein Video fabriziert und präsentiere hiermit den dritten Stock:

 (Klicken, um Video abzuspielen)

0 Gedanken zu “Erlebnisorte im Museum II: Schausteller-Ausstellung (München)”

  1. Ich war jedenfalls sehr angentan von dem schönen Museum – und da ich ohnehin ein Fan von Schaustellerei bin war’s im dritten Stock um mich eh geschehen. 😀 Schön, dass das Video gefällt. Eigentlich war es vom Museum garnicht beabsichtigt, es so gruselig darzustellen, aber ich fand die Hintergrundmusik so passend.

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