Was fast schon unverschämt ist:

…wenn ein Jahrespass für Disneyland Paris günstiger ist als ein 2-Tages-Ticket ist!

Was aber fast noch unverschämter ist, ist das wirre Marketing-Tarif-Konzept, das mich das gesamte Wochenende nun beschäftigt hat. In Kurzform? Bitteschön:

Hintergrund ist ein geplanter 2-Tages-Trip ins Disneyland Resort. An den Kassen kostet eine 2-Tages-Karte 131 Euro. Ein stolzer Preis, den aber wohl die meisten Besucher dort für die beiden Parks nun mal unwissend löhnen werden. Sparsamer wird es aber, wenn man das Ticket online kauft. Denn dann kostet der Eintritt plötzlich nur mehr 117 Euro.

Wer aber, wie ich, EuroDisney Aktien hat, hat einen weiteren Vorteil: 15% gibt es hier auf die Tickets. Allerdings die wiederum nur an den Kassen und nicht online. So drückt sich der Preis plötzlich wieder auf 112 Euro für die beiden Tage – und liegt damit nochmal unter dem günstigen Onlinepreis, wenn man berücksichtigt, dass man pro Tag maximal 5 solcher Shareholder-Tickets kaufen darf. Von den vielen anderen Ticketarten wie Jubiläum- oder Paris-Express-Ticket wollen wir jetzt mal garnicht erst reden.

Foto (cc) by Davi Jafra

So. Nun hab ich mich am Wochenende mal in die Preis der Jahreskarten eingelesen. Hier herrscht bei Disney ein wahres Ticketchaos. Zunächst bin ich über den Découverte-Pass gestolpert. Der ist zwar für ein paar Tage im Jahr gesperrt, würde aber für unsere Zeit ideal funktionieren und kostet plötzlich nur noch 99 Euro. 99 Euro? Ja! Der Jahrespass-Preis liegt gerade einmal 38 Euro über den Preis eines 1-Tages-Ticket. Wer sich das Tagesticket schon gekauft hat, hat aber gut lachen: Denn gegen den Aufrpeis lässt sich das Tagesticket im Park gleich in ein Jahresticket wechseln. Damit gibt’s dann übrigens auch gleich noch 5% Sofort-Rabatt in Boutiquen oder Restaurants im Resort.

Blöder aus der Wäsche sehen die Leute aus, die sich das 2-Tages-Ticket gekauft haben. Sie dürfen ihr Ticket nicht in einen Jahrespass wechseln (geschweige denn, dass sie die 32 zuviel gezahlten Euros zurück kriegen würden). Wer ein 3- oder gar 5-Tages-Ticket hat, hätte sich von dem gleichen Preis gleich 2 Jahrespässe kaufen können, wenn man es rechtzeitig gewusst hätte. Und genau bei dem rechtzeitig gewusst geht es nun los:

Wer sich nämlich einen Découvert-Pass kauft, kriegt gleich danach einfach mal zwei Sperrtage im Disneyland reingedrückt. Kauft man den Pass also am Montag, darf man damit bis Donnerstag nicht in den Park. Wieviel Familien mögen bereits frustriert im Resort angekommen sein, nur um festzustellen, dass sie um ihr 2-Tages-Ticket einfach nicht herum kommen? Das Ziel ist klar: Die Jahreskarte soll für den nächsten Besuch gekauft werden. Aber der Park bietet eine Alternative: Für nur 60 Euro Aufpreis gibt’s bereits den „Fantasy“-Pass. Für 159 Euro darf man damit sofort in den Park und erhält dabei sogar noch Extras wie 2 Stunden „Magic Hours“ – der verfrühte Eintritt in die Parks vor der eigentlichen Öffnung. Damit kostet dieser Pass allerdings auch wieder 42 Euro mehr als das günstige 2-Tage-Online-Ticket. Wer übrigens gleich 200 Eier auf die Kante schlägt, bekommt den „Dream“-Pass mit Rabatten bis zu 35%.

Foto (cc) by Malcam Jackson 

Wir wollen aber Geld sparen, also bleibt die Frage: Wie kommt man 3 Tage vor dem Besuch bereits an den Découverte, so dass die Sperrtage bereits rum sind? Geht das überhaupt? Die erste Idee ist natürlich die Bestellung im Internet. Und da geht’s nun ordentlich weiter mit dem Tarifwahnsinn: Wählt man auf der offiziellen Seite nun Deutschland, erscheinen überhaupt keine Jahrespässe in der Übersicht. Für deutsche Kunden gibt es einfach nur die überteuerten Mehrtageskarten. Für Besucher anderer europäischer Länder sieht es ähnlich aus: Jahrespässe? Nie gehört! Und das, obwohl die Jahrespässe im Disneyland absolut jedem Kunden offen stehen.

Diese kann nämlich jeder problemlos vor Ort kaufen. Hierfür gibt es im Resort sogar zwei eigene Jahrespass-Büros! Da man die Pässe aber selbstständig abholen muss, müsste man schon 3 Tage vorher irgendwo Paris sein, die lange Strecke mit der RER ins Resort fahren und dort eine Tageskarte in einen Jahrespass wechseln. Dann wieder zurück. Zwei Tage in Paris (oder vergleichbarem) verbringen, um dann mit der Jahreskarte in den Park zu gehen. Wenig praktikabel.

Ganz anders sieht es das Disneyland aber mit französischen Gästen – wenn auch nicht mit allen. Klickt man sich auf die französische Parkseite, erscheinen plötzlich die Jahrespässe Dream und Fantasy, die vorher für uns Nachbarn noch unsichtbar waren. Und -oh wunder!- sogar eine Online-Bestellung ist plötzlich möglich. Nur leider sind diese teureren Pässe hier ja wenig attraktiv, denn diese kann man ja auch ohne Sperrfrist direkt vor Ort kaufen. Um den günstigen Découverte zu finden muss man sich zusätzlich nicht nur als Franzose, sondern als Bewohner der Île-de-France ausgeben. Zack-Bumm: Plötzlich ist der günstige Jahrespass in der Auflistung zu entdecken.

Ein Mitgrund, warum bei den günstigen Pässen lange Zeit vermutet wurde, sie gelten nur für Einheimische der Region. Dem ist aber nicht so. Jeder Bürger darf sich auch den Découverte kaufen. Wenn er denn könnte. Denn in der Online-Bestellmaske beim Disneyland ist „Frankreich“ als Zustellungsland fest voreingestellt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Es muss doch irgendeinen verdammten Weg geben, an diese Pässe zu kommen?

Und tatsächlich: Findige Disneyfans haben festgestellt, dass das Resort auch einen Prospekt für die Jahrespässe hat. Und diesem liegt ein Bestellformular bei, auf dem -es ist kaum zu glauben- die Möglichkeit besteht, ein bestimmtes Zielland in die Lieferadresse einzutragen. Abgesehen davon, dass der ganze Wisch natürlich in Französisch ist, erscheint dies als greifbare Chance, oder nicht?

Leider nicht ganz. Denn während meiner Recherchen hat sich Disney entschieden, den günstigen Découverte einfach mal aus dem Angebot zu nehmen. Da kann man sich wirklich in den Allerwertesten beißen. Kurz vor dem Ziel also doch versagt? Ich kann es nicht fassen!

Foto (cc) by David Jafra 

Aber noch ist nicht aller Tage Abend, denn es gibt noch einen vierten Pass, den sogenannten Francilien. Der heißt natürlich so, weil ihn nur Franzosen bekommen, oder? Falsch! Er heißt wohl eher so, weil Leute denken sollen, es sei so. Auch für den Francilien gilt: Auf der Webseite muss man Île-de-France-Einwohner sein und auch hier wird man nach dem Kauf erst mal rücksichtlos für 2 Tage gesperrt. Gleiches Problem also wie beim Découverte. Leider teurerer Preis. 119 Euro möchte Disney für diesen Jahrespass. Immerhin 2 Euro mehr als das günstige 2-Tage-Online-Ticket, 7 Euro mehr wie der Shareholder-2-Tages-Ticket-Preis und satte 12 Euro günstiger als der Kauf einer 2-Tages-Karte an den Kassen vor Ort.

Der Aufpreis ist relativ schnell verschmerzt, wenn man bedenkt, dass man mit dem Francilien immerhin 10% Rabatt in den Restaurants und Boutiquen erhält. Da das Resort ohnehin zum teuersten Freizeitparkpflaster in Europa zählt, sind die 20 bzw. 70 Euro schon bei zwei Abendessen locker wieder drin. Das Gute: Auch der Francilien lässt sich via Post bestellen. Doch noch gebe ich nicht ganz auf und such weiter nach Schnäppchenmöglichkeiten.

Das erste lässt sich fast beiläufig direkt im Bestellblatt für den Pass finden: Besorgt man sich nämlich mindestens 5 solcher Pässe, reduziert sich der Preis für alle Pässe auf nur noch 95 Euro. Damit ist der Francilien sogar nochmal 4 Euro günstiger als der eh schon unverschämte Découverte – und bietet obendrein noch mehr. Eine weitere Option ist, sich von anderen Pass-Inhabern werben zu lassen. Hierfür springen laut meinen Informationen immerhin 10% Rabatt raus. Leider haben wir derzeit weder die Option auf einen Werber noch sind wir fünf Personen.

Nachdem ich nun Blut geleckt habe, war ich ein wenig verärgert, dass ich den günstigsten 2-Tagespass-Preis von 112 Euro weiterhin nicht durch einen Jahrespass unterboten bekomme. Doch wie der Zufall so will, ist der Tarifwahnsinn bei Disneytickets noch lange nicht am Ende: Aktieninhaber erhalten nämlich wie bei den Tickets auch beim Kauf von Jahrespässen ganze 15% Rabatt. Somit reduziert sich der Betrag von 119 Euro auf unter 101,15 Euro für einen Jahrespass. Dabei darf der Aktionär bis zu 5 Jahrespässe mit dem Rabatt ordern. Klingt gut, oder?

Ist auch gut. Aber leider wohl nur für mich. Denn nach Rückfrage im Shareholders Club darf der Aktionär nur für seine Familie den Rabatt in Anspruch nehmen. Dafür müssen alle Teilnehmer an der gleichen Hausanschrift wohnen. Nun hätte ich zwar prinzipiell kein Problem damit, wenn meine Freunde mal für ein Wochenende bei mir einziehen, jedoch verlangt Disney mittlerweile die Einsendung einer Personalausweis-Kopie (ich frage mich aber, wie das mit Pässen ist, die keine Straßenanschrift beinhalten). Somit scheint es den günstigen Preis wohl wirklich nur für Aktionäre zu geben (bei meinen haushohen Kursverlusten auch nur gerechtfertigt!)

Foto (cc) by Bagui

Es sieht damit so aus, dass ich bei 101,15 Euro für mein Jahresticket hängen bleibe. Kein allzu schlechter Preis, auch wenn mit Découverte natürlich noch mehr drin gewesen wäre. Trotzdem: Man muss sich schon fragen, wie sich manche Leute fühlen werden (mich eingeschlossen, hätte ich darüber nicht recherchiert), wenn sie einfach mal 20 bis 100% mehr als notwendig für ein Ticket bezahlen.

Dabei haben wir von der eigentlichen Möglichkeit, mit dem Jahresticket das Resort eben ein ganzes Jahr lang zu besuchen, jetzt noch gar nicht mal gesprochen. Ein zweiter Besuch innerhalb von 12 Monaten wäre somit gratis – und in meinen Augen bei einem günstigen Flug durchaus noch attraktiv. Halloween, Sylvester (leider zum mit Sperrtagen) oder Ostern 2013 habe ich hier einfach mal im Blick. Viel wichtiger ist jetzt aber, ob ich noch rechtzeitig meine Jahreskarte zugeschickt bekomme und Disney das Formular wirklich so bearbeitet, wie ich mir das vorstelle. Ich halte euch auf dem Laufenden!

0 Gedanken zu “Was fast schon unverschämt ist:”

  1. Verstehe ich das richtig das ich z.B. am Montag in den Park gehe, ein einfaches Ticket kaufe (1 Tag / 1 Park), damit dann in eines der Büros gehe und mir den FRANCILIEN 20e ANNIVERSAIRE für 119€ kaufen kann (Preis vom Ticket wird dann angerechnet). Danach dann 2 Tage „Sperre“ habe also wieder am Donnerstag in die Parks (beide) gehen kann ?

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