Film-Review: Irgendwann in Mexiko

So, war nun auch… eins vorweg: wer mit
einem Film a la „Desperado“
rechnet, der für mich zum besten
TexMex-Action-Streifen der Neuzeit
zählt, wird wohl eher enttäuscht.
Zumindest waren wir alle im Kino der
Meinung, dass das neue Rodriguez Werk
seinen (meiner Meinung nach sogar
beiden) Vorgängern nicht das Wasser
reichen kann. Zu viel unnötige und
verwirrende Story, zu wenig (kreatives)
Geballer und bei weitem weniger
visuelle Experimente wie im 2. Teil.
SlowMo und schneller Videoschnitt
kommen eher selten zum Einsatz. Der
Showdown ist absolut unzureichend –
kein Vergleich zum minutenlangen Kampf
Mann gegen Mann vom 2. Teil – im
Gegenteil: Mariachis Freunde hauen sogar
während des Kampfes mit dem
Präsidenten ab. Die Gitarren kommen viel
zu wenig zum Einsatz. Iglesias
kann zudem mit dem genialen
Flammenwerfer-Koffer bei weitem nicht so
stylisch umgehen wie sein Vorgänger.
Auch wer auf die genialen Waffen
und/oder Munitionswechsel-Szenen aus
Desperado Scharf ist wird eher
enttäuscht. Viele Charaktere sind recht
provisorisch eingesetzt und
haben oft nicht wirklich eine
Berechtigung – aber darum geht’s auch
nicht zwangsläufig. Die Szene mit Johnny
Depp macht das aber klar:
Während er kurz vorher noch ziemlich in
Szene gesetzt wird, fast schon
wie in Desperado, ballert nachher im
Prinzip nur mehr zwei Leute um, was
die Sache etwas lächerlich erscheint.
Auch die Einleitungssequenz, eine
Hommage an die geniale Desperado-Szene
mit Steve Buscemi und dem darauf
folgenden Gemetzel des „größten
Mexikaners“ kann an ihren Vorgänger
nicht im entferntesten das Wasser
reichen… bedeutend kürzer und
weniger gut choreographiert.

Stattdessen setzt man diesmal neben der
ausschweifendären Story auch
noch auf mehr „Mitbewerber“ im Spiel Gut
gegen Böse. Große Mann gegen
Mann Sequenzen wie der beliebte
Bar-Kampf aus (der 18er Fassung von)
Desperado darf man also auch nicht
erwarten. Statt des eher
kammerspielartigen des 1. und 2. Teils
setzt man somit eher auf die
Auflösung verschiedener
Personenkonstellationen und die Darstellung
einiger Schauspielergrößen (Rourke,
Dafoe). Die „Mexikaner“ (Trejo,
Marin) kommen dabei leider etwas zu kurz
bzw. werden recht frühzeitig
abgemurkst.

Trotz alledem gibt es auch einige
wirklich gelungene Szenen – z.B. in
der Kirche oder die Flucht von Banderas
und Hayek. Apropos Hayek: Wer
wegen ihr den Film besuchen will sollte
das ebenfalls überdenken – sie
hat diesmal nur einen sehr kleinen Part.
Im übrigen kann ich die
Kritiken einiger Leute nicht
nachvollziehen, die meine, das Ding sei auf
Digi gedreht und habe nicht den Charme
der großen Bilder des 2. Teils –
es gibt durchaus einige schöne
Aufnahmen, auch wenn diesmaleher der
Western-Style bevorzugt wurde und
weniger Farbe im Spiel ist. Lediglich
die Inszenierung lässt halt zu wünschen
übrig. Ich weiß nicht genau, ob
Rodriguez diesmal einfach was anderes
machen wollte oder einfach nicht
mehr den Elan oder die Kreativität von
früher hat. Das ist mir bereits
bei Spy Kids aufgefallen, wo seine
Regiefähigkeiten bei weitem nicht
mehr so ausgenutzt werden wie früher…
als purer Mexiko-Western für
sich allein stehend macht der Film
trotzdem noch verdammt viel Spaß und
die paar Shootouts und Hommagen machen
trotzdem Spaß. Man sollte eben
nur nicht zu viel erwarten, besonders
keinen großen Showdown.

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